Argumentation

Aber was ist mit … Whataboutism?!

Warum schreibe ich darüber? Weil einem Whataboutism, die Gesprächstechnik der Ablenkung, regelmäßig im Alltag begegnet und man sich dadurch das ein oder andere Mal vom eigentlichen Thema ablenken lässt. Passt man nicht auf, driftet die Diskussion schnell ab und die ursprünglichen Argumente werden aus den Augen verloren. Aber was genau ist Whataboutism? “Es bezeichnet heute allgemein die Ablenkung von unliebsamer Kritik durch Hinweise auf ähnliche oder andere wirkliche oder vermeintliche Missstände auf der Seite des Kritikers.”

Im folgenen werde ich Dir an einem Beispiel aus meinem Alltag erläutern, was Whataboutism ist, und wie ich damit umgehe.

Ich versuche meinen Gesprächspartner den Vorteil der veganen Ernährung im Bezug auf den Klimawandel näherzubringen, da die Nutztierhaltung für circa 51 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Es ließe sich also bei Umstellung aller Menschen auf eine vegane Ernährung mehr als die Hälfte aller Treibhausgase einsparen. Klingt doch super, da hierfür nur geringfügige Anpassungen der Essensgewohnheiten notwendig sind. Manch einer erwiedert dennoch Phrasen wie:
„Du fährst doch auch mit dem Auto!“ oder
„Aber mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen!“

Was steckt hinter Whataboutism?

Da die meisten Menschen versuchen ihr Handeln mit ihren eigenen Werten in Einklang zu bringen, ist man doch gemeinhin davon überzeugt, das Richtige zu tun. Wenn einem nun Argumente geliefert werden, die das eigene Handeln infrage stellen, gibt es zwei Möglichkeiten: Das eigene Verhalten anpassen oder die Argumente widerlegen. Wie im oben genannten Beispiel ist es nicht immer möglich, die Argumente zu widerlegen, da die Treibhausgasemissionen der Nutztierhaltung ganz offensichtlich negative Auswirkungen auf das Klima haben.
Ist man trotz dieser Tatsachen dennoch nicht bereit, seine Essgewohnheiten zu ändern, bleibt einem nur die Flucht nach vorne. Und was eignet sich hierfür besser, vom ursprünglichen Thema Ernährung abzulenken. Hierfür wird dann einfach versucht, den Argumenten die Glaubwürdigkeit zu nehmen, indem der Gesprächspartner selbst mit Sätzen wie „Du fährst doch auch mit dem Auto!“, diskreditiert wird – klassischer Whataboutism.

Aber warum benutzt jemand Whaboutism?

Wer kennt das nicht: man wird für etwas kritisiert, dass man schon immer so gemacht hat oder es fällt einem einfach schwer, seine Gewohnheit zu ändern. Vielleicht hat man es schon oft versucht und ist gescheitet und überhaupt: Wer wird schon gerne kritisiert und mit welchem Recht?! Der Andere ist doch schließlich auch nicht perfekt!
Völlig richtig. Keiner ist perfekt. Aber das heißt ja nicht, dass wir keine Kritik üben sollten. Sonst wird sich ja schließlich nie etwas verbessern.

Wie gehe ich mit Whataboutism um?

Wie so oft muss auch im Fall von Whataboutism jeder seine eigene Art finden. Ich versuche als erstes in Gesprächen sorgfältig darauf zu achten, ob die Gegenargumente relevant sind, oder nur der Ablenkung dienen. Für den Ablenkungs-Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich lasse dabei entweder einen kurzen Exkurs zu und diskutiere über die Verwendung eines Autos und die Auswirkungen auf das Klima. Nach kurzer Zeit komme ich aber zügig zum eigentlichen Argument, der Nutztierhaltung, zurück. Oder ich weise den Gesprächspartner direkt auf den Ablenkungsversuch hin und hake nach, ob er es unter den bereits genannten Fakten nicht auch sinnvoll fände, sich vegan zu ernähren, um die 51Prozent Treibhausgase der Nutztierhaltung einzusparen.
Meiner Erfahrung nach ist es auch sehr hilfreich darauf hinzuweisen, dass es nicht um Kritik an der anderen Person geht, sondern darum, gemeinsam eine Lösung für aktuelle Probleme zu finden. An Lösungen solch globaler Probleme muss sich jeder beteiligen, getreu dem Motto: Wir sitzen alle in einem Boot.

Wo kommt der Begriff Whataboutism her?

Whataboutism ist eine oft als unsachlich kritisierte Gesprächstechnik, die unter diesem Namen ursprünglich der Sowjetunion bei ihrem Umgang mit Kritik aus der westlichen Welt als Propagandatechnik vorgehalten wurde.”

Prominente Beispiele für Whataboutism

Donald Trump
Nicht überraschend, dass der amerikanische Präsident ein Freund dieser Gesprächstechnik ist. So hat er während des Wahlkampfs stets mit Erfolg auf die E-Mail-Affäre von Hillary Clinton hingewiesen, wenn Kritik an seiner Person geübt wurde.
Wladimir Putin
Nach der Annexion der Krim durch Russland verwies der russische Präsident auf den Kosovo, dessen Unabhängigkeit ein Präzedenzfall gewesen sein solle.

Fazit

Bei Whataboutism handelt sich um eine sehr verbreitete Gesprächstechnik mit dem ausschließlichen Zweck der Ablenkung vom ursprünglichen Argument. Wenn man sich dessen jedoch bewusst ist, kann man dies im Alltag leicht entdecken und wirksam aushebeln. Wenn Du dich davon nicht beirren lässt, hast Du gute Chancen, Dein Gegenüber zu überzeugen, sofern dieser nicht in guter alter „ich stecke meine Finger in die Ohren und summe lalala“-Manier stummschaltet.

Wer das Thema Whataboutism nochmal lustig mit unterschiedlichen Beispielen erklärt haben möchte, dem wird dieses „extra 3“-Video bestimmt gefallen 😉

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