Film

Kommt bald ein neuer Vegan-Film ins Kino?

Das eine vegane Lebensweise besser für Tiere und Umwelt ist, ist inzwischen in der Gesellschaft weitestgehend akzeptiert. Doch trotz zahlreichen positiven Beispielen glauben immer noch sehr viele Menschen, dass eine rein pflanzliche Ernährung nicht gesund sei. Das eine vollwertig vegane Kost genau das Gegenteil bewirken kann – nämlich sogar Krankheiten vorbeugen oder sogar reversibel, also rückgängig machen kann – das will Thomas Rohlfing (Foto: Screenshot/VeganistZukunft) in seiner Doku „Walter“ beweisen. Für seinen YouTube-Kanal „The Habit Rabbit“ hat er bereits mit zahlreichen Experten im deutschsprachigen Raum gesprochen. Für den Film, der 2021 in die Kinos kommen soll, hat er zahlreiche Interviews mit Fachleuten in den USA geführt. Um das Projekt zu finanzieren und damit „Walter“ so viele Menschen wie möglich erreicht, hat Thomas eine Crowdfunding-Aktion gestartet, die noch bis zum 22. November läuft. Warum die Doku auch für Nicht-Veganer interessant und unterstützenswert ist, verrät er im Interview.

Der Film ist nach Deinem an Diabetes verstorbenen Onkel benannt. Wie kam es dazu und war es von Anfang an klar, die Doku so persönlich zu machen?

Nein, es war sehr lange nicht klar, wie der Film wirklich heißen wird. Das der Film eine starke persönliche Note bekommen soll, hingegen schon. In meinen Augen ist mein Weg zum Veganismus gar nicht so besonders, aber genau deshalb können viele Menschen andocken und sich selbst irgendwo entlang dieses Weges wiedererkennen. Das gibt den Menschen Orientierung und sie sehen, wie der Weg für sie weiter gehen kann – hin zu einem gesünderen Leben, weniger Tierleid und mit intakter Umwelt.

Der Gedanke, den Film nach Walter zu benennen, kam mir erstmals im Mai diesen Jahres. Ich war mir allerdings sehr unsicher und erst im September haben wir mit dem Team nochmal komplett bei Null angefangen. In diesem Prozess hat sich herausgestellt, dass Walter der Kern des Films ist und was Walter für eine wahre Bedeutung hat. Wir stellten schlichtweg fest: Der Film MUSS Walter heißen.

Dr. Hana Kahleova ist eine der Expertinnen, mit denen Thomas Rohlfing für die Doku gesprochen hat. Foto: Lars Walther


An wen richtet sich die Doku bzw. was ist das Ziel dahinter?

Der Film richtet sich in erster Linie an Nicht-Veganer. Sie wollen wir dazu inspirieren, es mal vollwertig vegan zu probieren, damit sie sehen, wie es ihnen damit geht. Unser Ziel ist es, mit der Doku vor allem darüber aufzuklären, welches Potenzial in unserer Ernährung steckt, welche gesundheitlichen Veränderungen möglich sind und was es darüber hinaus für die Umwelt und die Tiere bedeutet. Einfach gesagt: Wir wollen einen Film für Nicht-Veganer produzieren, der sie veranlasst, vegan zu leben.


Warum ist der Film auch für Menschen interessant, die bereits vegan leben?

Für Veganer ist der Film spannend, weil sie mit dem Film zum einen eine Möglichkeit bekommen, ihre Freunde und Familie wieder einen Schritt näher zum Veganismus zu bringen. Und zum Anderen kann vegane Ernährung natürlich auch ungesund sein. Nur weil es pflanzlich ist, ist das Essen nicht automatisch gesund. Für alle Veganer, die möglichst viel dafür tun wollen, gesund zu leben und gesund alt zu werden, zeigen wir im Film wie es gesund, vollwertig und vegan gehen kann.


Der Film soll im Arthouse-Stil sein. Was bedeutet das genau?

Arthouse-Stil-Filme sind eigentlich Nicht-Mainstream-Filme, mit besonderem künstlerischen Anspruch. Wir nutzen die Bezeichnung vor allem weil der Film auch mal abweichen soll von bestehenden klassischen Konventionen. So wie der Veganismus ein Ausbrechen aus Konventionen ist, wollen wir im Film Stilmittel verwenden, die für den einen oder anderen ungewohnt sind. Am Ende wollen wir so dafür sorgen, dass der Film zu einem wahren Erlebnis wird, das man so schnell nicht vergisst.


Wie weit bist Du mit der Doku bzw. was muss noch alles gemacht werden?

Oh, es muss noch sehr viel gemacht werden. Im September 2019 war ich mit Lars Walther zusammen 3,5 Wochen in den USA drehen. Wir haben ca. 20 Interviews mit nach Hause gebracht, diese sind geschnitten und gesichtet. Die Arbeiten am eigentlichen Schnitt des Films kommen als nächstes. Das heißt, der Großteil der Post-Produktion steht noch aus, ebenso wie zusätzliche Dreharbeiten in Deutschland. Denn ich will auf jeden Fall noch Menschen hier in Deutschland bei ihrer Umstellung auf eine vollwertig vegane Ernährung begleiten. Diese realen Veränderungen zeigen zu können, wird der Aussage des Films zusätzliches Gewicht verleihen.


Wann soll der Film ins Kino kommen?

Wir planen aktuell mit Herbst 2021. Allein vom ersten Roh-Schnitt bis zum fertigen Film planen die Komponisten ein halbes Jahr ein. Es wird also noch ein weiter Weg.

Dr. Neal Barnard (links) ist Experte für Diabetes und empfiehlt seinen Patienten eine vegane Ernährung. Foto: Gera Rohlfing


Du hast nicht nur mit Experten in den USA gesprochen, sondern auch mit Experten in Deutschland. Wer ist hierzulande führend, was das Thema vegane Ernährung angeht?

In der Tat ist es so, dass die deutschen Interviews noch ausstehen, gleichzeitig hab ich schon viele Interviews für meinen YouTube-Kanal „The Habit Rabbit“ geführt. Führend ist neben Niko Rittenau vor allem Prof. Dr. Markus Keller. Er hat die erste und einzige Professur für vegane Ernährung inne. In Bezug auf die Forschung zur Auslösung von Krankheiten durch Milch ist Prof. Melnik sehr spannend. Als Dermatologe hat er den RNA-Signalweg von der Mutterkuh zum Kalb aufgezeigt. Das heißt, bei Milchkonsum durch Menschen kann zum Beispiel das Zellwachstum angeregt werden, was wiederum beispielsweise die Gefahr für Krebserkrankungen erhöhen kann.


Du bist über das Thema Gesundheit zum Veganismus gekommen. Welche Rolle spielen für Dich andere Argumente wie Ethik und Umwelt?

Auch wenn der gesundheitliche Aspekt sehr wichtig und der finale Auslöser war für die Entscheidung vegan zu leben, so haben doch alle drei Elemente ihre Rolle gespielt. Ich weiß noch, wie es mich mitgenommen hat, als ich ein halbes Jahr vor der Entscheidung, vegan zu leben, ein Spanferkel sah. Da war das Bewusstsein schon da und dennoch gab es gelegentlich noch Döner und Salamipizza. Als ich ein paar Monate später einen Artikel über die Milchproduktion las, war mir sofort klar: Das will ich nicht mehr unterstützen. Zwei Wochen später hatte ich das letzte Stück Fleisch auf dem Teller und auf der nachfolgenden Dienstreise nach Italien gab ich erstmals offiziell an, Vegetarier zu sein. Da war mir der gesundheitliche Aspekt noch gar nicht so bewusst, das kam erst, als ich zwei Wochen später die Doku „Gabel statt Skalpell“ sah. Da wurde meiner Frau und mir klar, dass die vielen Tierprodukte sehr wahrscheinlich die Ursache sind für die vielen Krankheiten im Familien- und Freundeskreis wie Walters Diabetes Typ 2. Wir sahen uns an und trafen die Entscheidung in Zukunft vegan zu leben – aus allen drei Gründen.


Liegt der Fokus der Doku auf veganer Ernährung, oder kommen auch andere Pro-Vegan-Argumente im Film zur Sprache?

Der Fokus wird auf jeden Fall auf der Ernährung liegen. Ich gebe zu, dass ich am liebsten auch noch mehr Themen wie Kosmetik, Kleidung usw. abdecken würde. Leider sind 90 Minuten am Ende gar nicht so viel, wie man denken mag. Meiner Ansicht nach ist es auch sinnvoller und effektiver, lieber ein Thema in der Tiefe zu behandeln, als viele verschiedene nur oberflächlich.


Gibt es einen Finanzierungsplan-B, sollte das Crowdfunding-Ziel nicht erreicht werden?

Es gibt verschiedene Optionen, aber wir haben noch keine konkreten Schritte unternommen. Möglichkeiten wären zum Beispiel Unternehmen, die als Sponsoren tätig werden könnten. Allerdings ist das immer eine knifflige Frage bezüglich der Unabhängigkeit und Angreifbarkeit des Films. Ansonsten gibt es noch Filmförderungen und etablierte Produktionsfirmen. Wie unsere Chancen da stehen, kann ich momentan schwer einschätzen.

Jeden Tag mit voller Energie dafür aktiv sein zu können, dass Menschen gesünder leben, weniger Tierleid herrscht und der Planet geschützt wird, ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dass ich nicht mehr missen möchte.

Thomas Rohlfing


Du hast Deinen sicheren Beruf als Meteorologe aufgegeben, um Dich als Ernährungscoach selbstständig zu machen. Hast Du diese Entscheidung bisher schon einmal bereut?

Um ehrlich zu sein: In keiner einzigen Sekunde! Auch wenn ich noch immer dabei bin, unsere Ersparnisse für den Film aufzubrauchen [lacht], war es genau die richtige Entscheidung. Ich gebe zu, als im März der Lockdown kam, ich noch 2 Wochen zu arbeiten hatte, mein Seminar abgesagt werden musste (mit allen finanziellen Konsequenzen), war ich zunächst schon etwas verunsichert. Das hat sich aber nach ein paar Wochen gelegt. Ich liebe, was tue. Jeden Tag mit voller Energie dafür aktiv sein zu können, dass Menschen gesünder leben, weniger Tierleid herrscht und der Planet geschützt wird, ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dass ich nicht mehr missen möchte.


Was wünschst Du Dir für den Film?

Ich wünsche mir zwei Dinge. Erstens, dass er ein so großes Medienecho hervorruft, dass ihn möglichst viele Menschen sehen und diese dadurch den Weg zum veganen Leben finden. Zweitens, dass er ein würdiges Andenken an Walter ist und er so posthum fortführt, was er schon zu Lebzeiten voller Leidenschaft getan hat: Den Menschen etwas Gutes zu tun.

 

Gibt es schon eine nächstes Projekt bzw. Ideen für die Zeit nach „Walter“?

In der Tat gibt es einige Projekte, die in der Schublade liegen, aber aufgrund meines Zeitmangels noch nicht fertig realisiert werden konnten. Eines, das wir im Rahmen des Crowdfundings erstmals anbieten, ist „VeStart“. Das ist unser Veganstart-Seminar, in dem wir Menschen 6 Wochen auf ihrem Weg ins vollwertig vegane Leben begleiten – mit allem, was dazu gehört: Community, Wissensvermittlung, Kochabende, Rezepte, und und und. Da freu ich mich schon so sehr drauf und ich bin schon jetzt unglaublich gespannt auf die Transformationen, die die Teilnehmer dabei erleben werden.

Wenn Du Thomas bei der Realisierung von „Walter“ unterstützen willst, kannst Du das HIER tun.

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„Butenland“: Wo Kühe alt werden dürfen

Wenn ein sogenanntes Nutztier keinen Wert mehr hat, wird es getötet. Das passiert beispielsweise, wenn Hühner nicht mehr genügend Eier legen oder wenn die Milchleistung bei Kühen nachlässt. Ob Bio- oder konventionelles Tier: Sie alle landen im Schlachthof, genauso wie ihre Artgenossen, die für Fleisch gezüchtet wurden. Sie sterben im Kindesalter, denn ein Altersheim für Nutztiere gibt es nicht. Oder etwa doch?! Es sind zwar nur sehr wenige Tiere, die ihren „Ruhestand“ überhaupt erleben, doch eine Handvoll Lebenshöfe gibt es, die vorm Schlachthof gerettete Tiere aufnehmen und ihnen einen friedliches Leben ermöglichen. Einer dieser Orte ist Hof Butenland, über den der Regisseur Marc Pierschel (u.a. „The End Of Meat“) eine Dokumentation gedreht hat. In einigen Städten ist „Butenland“ bereits gelaufen, einige Laufzeiten stehen aber noch aus. Ob sich der Kinobersuch lohnt, lest ihr hier.

Grüne Wiesen, wo das Auge hinblickt – so stellen sich die meisten Menschen (ob Veganer, Vegetarier oder Allesesser) das perfekte Leben für ein (Nutz-)Tier vor. Und auch auf dem Hof Butenland herrscht eine solche Idylle. Wunderschöne Kameraaufnahmen zeigen das riesige Weideland mit einigen Kühen darauf im Nebelschleier. Doch was heute Wirklichkeit ist – wenige Kühe in einem Stall, keine Anbindehaltung, keine täglichen Strapazen an der Melkmaschine – war nicht immer so. Denn der heutige Lebenshofbetreiber Jan Gerdes war früher Milchbauer. Die Doku erzählt seine Geschichte: wie er den Hof übernommen hat und alles besser machen wollte als der Vater. Und wie es letztendlich dazu kam, dass die Tiere auf seinem Hof heute keinen Nutzen mehr haben, sondern einfach nur leben dürfen. Mitunter genauso spannend ist die Geschichte seiner Partnerin, der Tierrechtsaktivistin Karin Mück. Sie befreite als junge Erwachsene Tiere aus Tierversuchslaboren und saß deswegen sogar im Gefängnis. Bauer und Aktivistin – grundsätzlich einander feindlich gesinnt. Wie das zusammenpasst, erklärt der Film ebenfalls in Kürze.

Frisierte Hochleistungskühe bringen den Zuschauer zum Nachdenken

Doch das ist eigentlich nebensächlich. Im Vordergrund steht die Liebe der Beiden zu ihren Tieren, was sie häufig an emotionale Grenzen führt. Denn die Tiere, die sie aufnehmen, sind meist alt und leben aufgrund der erlittenen Qualen in der Tierindustrie nicht lange. Das Tier in den Tod streicheln: So, wie sich mancher die Nutztierhaltung wünscht, so geschieht es in Butenland wirklich – nur ohne Ausnutzung und Schlachtung. Diese Momente hat Pierschel gut eingefangen, ohne zu sehr durch Musik oder andere Stilmittel zu emotionalisieren. Zudem bringt der Film den Zuschauern die sogenannten Nutztiere als Lebewesen näher – ihre Bedürfnisse, Eigenschaften und unterschiedlichen Charaktere. Interessant sind auch die Einblicke in den Lebensalltag auf dem Hof: Wie viele Anfragen von Tieraufnahmen täglich bei den Beiden im Mailpostfach landen, nächtliche Anrufe und wie der Hof finanziert wird.

Alte Kuh liegt auf Stroh und wird von einer Frau gestreichelt.
Karin Mück verabschiedet sich von Paul, der eingeschläfert werden muss. Fotos: Mindjazz-Pictures

Das Gespräch mit dem Nachbar-Bauern, der eigentlich auch am liebsten aussteigen würde, gewährt einen kurzen externen Blick auf die harte, unbarmherzige Arbeit der Landwirte mit Tierhaltung. Noch krasser dargestellt ist diese Industrie aber durch Aufnahmen von einer Nutztier-Messe, wo frisierte Hochleistungskühe zur Schau gestellt und versteigert werden. Diese Szenen bringen auch den nicht-veganen Zuschauer zum Nachdenken. Leider kommt das Thema Veganismus erst ganz zum Schluss auf den Tisch. Die Botschaft und die Lebenseinstellung der beiden Protagonisten hätte schon deutlich früher zur Sprache kommen können.

Zu Wort kommen neben einer Angestellten auch Freunde des Paares. Diese Wortbeiträge hätte Pierschel reduzieren können, denn sie wiederholen sich in ihren inhaltlichen Aussagen doch zu sehr und sind eher belanglos. Bei einer zu Beginn eingeführten Protagonistin – vermutlich eine Tierärztin – wird leider nicht ganz klar, in welchem Zusammenhang diese mit Hof Butenland steht.

Diese Kinos zeigen den wirklich sehenswerten Film in den kommenden Monaten in Deutschland und Luxemburg.

„BUTENLAND“ wird außerdem ab 7. August 2020 auf DVD und Video on Demand erscheinen. Erhältlich über die gängigen Portale sowie den Online-Shop von Mindjazz-Pictures.

Wer einen Lebenshof besuchen oder unterstützen möchte, findet hier eine Übersicht mit Höfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz samt Kurzbeschreibung. Eine reine Adressliste mit Höfen und dem Hinweis, ob die Betreiber vegan leben, bietet vegane-jobs.de. Beide Listen sind nicht mehr ganz aktuell. Wer weitere Lebenshof-Adressen kennt, die auf beiden Listen fehlen, kann diese gerne in die Kommentare schreiben 🙂

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