Die drei Veganz-Supermärkte in Berlin sind für viele Veganer:innen wie ein Mekka: Ein Einkauf dort darf bei keinem Berlin-Besuch fehlen. Denn im Angebot sind nicht nur über 2500 rein pflanzliche Artikel wie Fleisch-, Wurst- und Käsealternativen – man fühlt sich einfach wohl – schließlich ist man nicht gezwungen, an Regalen voller Tierprodukten vorbeizulaufen. Aber auch die Eigenprodukte sorgen immer wieder für Euphorie: Nach dem „Wafer Choc Bar Hazel“ hat wohl schon jede:r Veganer:in Ausschau gehalten, der/die früher keinem „Kinder Bueno“ widerstehen konnte. Seit November 2021 ist Veganz nun an der Börse. Solltest du als Fan, Unterstützer:in oder auch einfach als (grüne) Anleger:in also nun Veganz-Aktionär:in werden?

Das sind die Fakten

Der erste Kurs der Veganz-Aktie (WKN: A3E5ED) lag bei 86,90 Euro, wobei der Ausgabepreis bei 87 Euro gelegen hat. Diesen hatte die Veganz Group am unteren Ende der anvisierten Preisspanne festgelegt, die bei 85 bis 110 Euro je Aktie gelegen hatte. Mit dem Ausgabepreis ergibt sich Veganz-Angaben zufolge ein Gesamtvolumen des Börsengangs von rund 47,6 Millionen Euro und eine Unternehmensbewertung von mehr als 106 Millionen Euro, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet. „Wir sind stolz, dass wir den ersten veganen Börsenstart in Deutschland realisiert haben“, sagte Jan Bredack am 9. November, dem Start des Unternehmens an der Frankfurter Börse.

Soll wie „Kinder Bueno“ schmecken:
Der Wafer Choc Bar Hazel. Foto: Veganz

Die mehr als 100 eigenen Produkte von Veganz sind weltweit in 28 Ländern und in über 22.000 Märkten erhältlich, darunter Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, dm und Rossmann. Noch dazu betreibt Veganz drei Lebensmittelmärkte in Berlin. Wobei daraus ursprünglich eine Supermarktkette werden sollte: Über zehn Filialen kam das Unternehmen aber nicht hinaus und musste 2017 sogar Insolvenz anmelden.

Inzwischen konzentriert sich Veganz auf die Entwicklung und Vermarktung seiner eigenen Produkte. Diese werden bisher vorwiegend von Auftragsproduzenten hergestellt, doch das soll sich bald ändern. Eine kleine Produktionsstätte, die sich allerdings auf die Herstellung von veganem Camembert beschränkt, gibt es bereits. „Wir errichten an der Autobahn A10 Berliner Ring in Werder/Havel aktuell Europas größte Produktionsstätte für rein pflanzliche Produkte“, verkündet Veganz-Gründer Jan Bredack. Dank der neuen „Veganz Food Factory“ will das Unternehmen 2024 laut eigenen Angaben 17 Millionen Tonnen CO2 einsparen, also eine Menge Potential zur Verbesserung. Auch was die Rentabilität angeht, ist noch Luft nach oben. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz von Veganz zwar auf 27 Millionen Euro, jedoch bei gleichzeitigem Verlust von fünf Millionen Euro.

Das spricht für einen Aktien-Kauf

Laut Statistischem Bundesamt gibt es zwar „nur“ rund eine Million Menschen in Deutschland, die sich vegan ernähren. Doch auch Vegetarier und Flexitarier greifen immer mehr zu veganen Produkten. Aktionen in Discountern wie Lidl und Aldi haben die Marke außerdem bei einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Laut Veganz-Angaben liegt die Markenbekanntheit in Deutschland inzwischen bei 50 Prozent. Die Zielgruppe von Veganz ist also im Vergleich zum Gründungsjahr 2011 und auch zum Insolvenz-Jahr 2017 stetig gewachsen. Und aufgrund der Folgen des Klimawandels gehen viele Experten davon aus, dass der Markt weiter ansteigen wird. Laut der Boston Consulting Group soll der Markt für alternative Proteine bis 2035 auf 290 Milliarden US-Dollar weltweit wachsen. Wer sein Geld nachhaltig anlegen und nicht nur zocken will, sollte bei Veganz also tendenziell gut aufgehoben sein. Für viele Anleger:innen ist es außerdem wichtig, in nachhaltige Anlagen und solche zu investieren, mit denen sie sich identifizieren können. Auch das spricht bei vielen Veganer:innen sicherlich für Veganz.

Was dagegen spricht

Die veganen Unternehmen Beyond Meat und Oatly sind einst an der Börse gefeiert worden, inzwischen aber zurückgefallen. Beyond Meat schaffte zwar einen Raketenstart, ist dann aber deutlich eingebrochen. Nach weiteren Ausbrüchen nach oben und unten befindet sich die Aktie seit längerem in einer anhaltenden Korrektur, jedoch immer noch 200 Prozent über dem Ausgabepreis. Auch Oatly konnte nach der Ausgabe gute Gewinne verzeichnen, befindet sich seitdem aber in einem Abwärtstrend und liegt mittlerweile nur noch bei 50 Prozent des Ausgabepreises. Die Veganz-Aktie liegt aktuell immerhin 15 Prozent vorn. Trotzdem könnte dem Lebensmittelhersteller das gleiche Schicksal drohen, wie Beyond Meat oder Oatly. Doch dieser Aspekt scheint den Veganz-Gründer nicht zu entmutigen: „Wir haben uns in zehn Jahren als populäre Marke in dem Gebiet etabliert, und da ist ein Börsengang eine gute Gelegenheit, unsere Kunden zu Aktionären zu machen“, sagt Jan Bredack in einem FAZ-Interview. Da das Unternehmen gerade erst an die Börse gegangen ist und bisher noch Verluste schreibt, werden vorsichtige Anleger:innen wohl erst einmal die weitere Entwicklung abwarten.

Habt ihr bereits Veganz-Aktien oder plant einen Kauf? Dann schreibt es in die Kommentare!

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