Vegane Kochbücher und dicke Wälzer über pflanzliche Ernährung haben wohl die meisten Veganer:innen im Bücherregal stehen. Zugegeben – komplett gelesen habe ich die wenigsten davon, denn es handelt sich nun einmal nicht um spannende Romane. Noch viel interessanter als Fiktion finde ich das reale Leben. Denn schließlich schreibt das sprichwörtlich noch immer die besten Geschichten. In „Aus Liebe vegan“ geht es genau darum. Acht Autor:innen schildern darin ihren Weg hin zu einem veganen Leben. Soweit so gut – davon kennt Ihr viele?! Ich auch! Denn über eine persönliche positive Entwicklung spricht jede:r gerne. Doch was sich danach bei den allermeisten Buch-Autor:innen breit gemacht hatte, war nicht mehr so schön: der vegane Weltschmerz. Darüber, und welchen ganz persönlichen Weg raus aus dieser Krise und rein in die Lebensfreude sie genommen haben, berichten Marret Vögler-Mallok, Katinka Ehret, Simone Franke, Andrea Alf, Lisa Heinig, Anna Japa Bhagti Rosenauer, Alexander Mollok und Christoph Scholz in „Aus Liebe vegan – Acht inspirierende Geschichten raus aus dem veganen Weltschmerz und rein in die Lebensfreude“.
Alle waren sich sicher, dass sie ihren Mitmenschen nur erzählen müssen, was sie über Tierhaltung erfahren haben, damit diese auch vegan werden. Doch das stellte sich für die Autor:innen als Trugschluss heraus. Freundschaften sind in die Brüche gegangen und mit der Familie gab es plötzlich nur noch Streit. So erging es auch Katinka Ehret, die gemeinsam mit Marret Vögler-Mallok die Idee zu dem Buch hatte. „Ich hab mich mit allen verkracht, war innerlich zerrissen und kaputt, wahrscheinlich war das eine Depression“, sagt sie rückblickend.
Geholfen haben ihr Meditation und der Austausch mit Gleichgesinnten. „Ich selbst muss der Quell sein von dem, was ich mir im Leben wünsche. Ich bin nicht meine Gedanken und Gefühle, ich kann das verändern und beeinflussen“, sagt sie. Frieden entstehe nicht im Außen, sondern in uns selbst. Bei sich müsse jeder anfangen. Eine Tatsache, die Veganer:innen eigentlich nur zu gut kennen müssten. Denn schließlich bedeutet Veganismus Veränderung, die von einem selbst ausgeht: Ich will nicht mehr verantwortlich sein für das Leid der Tiere und für die Zerstörung der Umwelt, also verändere ich mein Verhalten, um etwas Gutes zu tun. Der Haken daran ist nur, dass man sich leicht dabei verlieren kann.
Rückblickend sei Katinka jedoch dankbar für das intensive Erleben des „veganen Weltschmerzes“: „Es war notwendig und der Grund, warum ich gewachsen bin. Ich glaube, dass wir Tiefpunkte brauchen, die uns wachrütteln. Unser Unterbewusstsein versucht dann, Lösungen zu suchen. Das „wie“ kommt dann, wenn wir unsere Ausrichtung verändern.“
Dazu gehört für Katinka auch, sich mit Menschen zu begeben, die nicht nur wie sie vegan sind. Sondern auch mit solchen, mit denen sie über Smalltalk hinaus auch tiefgründige Gespräche führen kann. „Je vernetzter man ist, desto leichter ist es, sich pudelwohl zu fühlen und coole Projekte in die Welt zu bringen“, sagt sie und spricht sowohl von ihrem Coaching für Veganer:innen und dem von ihr veranstalteten „Happy vegan soul summit„, als auch vom Buch „Aus Liebe vegan“.
Denn die acht Autor:innen hätten sich wohl kaum gefunden, wenn jede:r für sich geblieben und sich nicht in der veganen Szene vernetzt hätte. „Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, hatte aber nie eine Idee“, sagt Katinka rückblickend. Gemeinsam mit Marret sei dann die Idee entstanden, ihre (veganen) Lebensgeschichten aufzuschreiben. „Wir fanden unsere Geschichten total gut, aber jeder geht seinen eigenen Weg, deshalb wollten wir mehrere Autoren.“ So kam es, dass beide Frauen jeweils drei weitere Autor:innen gesucht und gefunden haben.
Ob ein veganes Restaurant oder Aktivismus: Jede:r der Autor:innen hat seinen eigene Weg hinaus aus dem „veganen Weltschmerz“ gefunden und macht damit die Welt ein kleines bisschen besser. „Aus Liebe vegan“ ist ein Buch mit acht ganz unterschiedlichen Geschichten, von denen jede ein Happy End hat. Leser:innen erfahren viel persönliches über die Autor:innen, nicht nur über ihre Gefühlswelt und wie sich ihr Leben als Veganer:innen verändert hat. Sondern es gibt auch Steckbriefe mit privaten Fragen und jeweils einem Foto zur Person. Gegliedert sind die 168 Seiten in ein Vorwort von dem Duo „Beautiful Commitment“ und den acht spannenden Lebensgeschichten. Die Erzählungen sind in kurze Abschnitte mit vielen Zwischenüberschriften eingeteilt, sodass sich das Buch gut lesen lässt.
Katinka Ehret
- Katinka ist 36 Jahre alt, arbeitet als Spiritual Vegan Coach und beschäftigt sich mit den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität. Sie ist gerne in der Natur und in ihrem Garten und liebt es, mit den Nachbarskindern herumzutollen.
- So bin ich vegan geworden: Vor fünf Jahren habe ich ein Kurzvideo auf Facebook gesehen, in dem Passanten von Aktivisten Hundemilch verkostet wurde. Da hat es bei mir Klick gemacht. Ich fragte mich selbst: Warum ist das ekelig, aber Kuhmilch nicht? Da habe ich angefangen, Milchprodukte zu hinterfragen.
- Die Zukunft ist vegan, weil ich glaube, dass im Herzen sowieso schon fast jeder Mensch vegan ist. Wir sind nur in unseren Gewohnheiten und Zwängen gefangen. Wenn wir uns von unseren Kindheitstraumata befreien und achtsamer und liebevoller handeln, kann die Zukunft nur vegan sein.
Foto: Marc Nußbaum
„Aus Liebe vegan“ (2021) ist im Grüner Sinn Verlag erschienen und kostet 16,95 Euro;
ISBN: 978-3-946625-17-9
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