Was drin steckt, wenn „Vegan“ draufsteht, wissen die meisten: ein rein pflanzliches Lebensmittel (Foto: Julia Thiele). Doch das sich diese Bezeichnung ausschließlich auf das fertige Produkt, aber nicht unbedingt auf die Erzeugung bezieht, ist vielen nicht bewusst. Denn die Zutaten des gekennzeichneten Lebensmittels sind zwar ohne tierliche Bestandteile, werden aber zumeist mit Mitteln erzeugt, die aus der Tierhaltung stammen. Denn Ackerböden benötigen Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Phosphor, die sie in der Regel aus Dung oder Mist zugeführt bekommen. Auch Hornspäne, Blut-, Feder- und Knochenmehl werden verwendet.

Na und?!

Man kann nicht auf alles achten, würden einige jetzt vielleicht sagen. Doch dabei sollte bedacht werden, dass mit der tierlichen Düngung ebenfalls die Nutztierhaltung unterstützt, die Umwelt geschädigt und die eigene Gesundheit belastet wird. Der Boden wird dadurch mit Nitrat belastet, welches ins Trinkwasser gerät und sich im menschlichen Körper zum schädlichen Stoff Nitrit wandelt. Sogar Keimbelastungen, Schwermetalle und Antibiotika-Rückstände hat ein Labor für den Biobauern Bernd Kugelmann in seinem Stickstoffdünger gefunden, wie die „taz“ berichtet.


Doch es geht auch anders. Das hat nicht nur der inzwischen bio-vegan wirtschaftende Kugelmann festgestellt, sondern auch Daniel Hausmann. Der 28-Jährige hat 2012 den konventionellen Betrieb seiner Eltern mit Mutterkuhhaltung und Getreideanbau übernommen. Während seines Studiums hatte sich Hausmann mit dem Thema Veganismus auseinandergesetzt und ernährt sich seitdem rein pflanzlich. Den eigenen Betrieb hat er 2014 auf bio-vegan umgestellt. Ganz ohne Konflikte ist die Umstellung aber nicht gelaufen: „Meine Mutter steht voll dahinter und arbeitet auch auf dem Hof. Mein Großvater ist da eher skeptisch und bedauert es sehr, dass wir keine sogenannten Nutztiere mehr auf dem Hof haben und sehnt sich nach der ‚guten alten Zeit‘ zurück“, sagt Hausmann. Auf dem Feld habe es aber keine nennenswerte Probleme bei der Umstellung gegeben.

Wie funktioniert biozyklisch-veganer Landbau?

Im konventionellen Landbau wird laut Hausmann mit chemisch-synthetisch hergestelltem Stickstoff gedüngt. Dieser Prozess sei jedoch sehr energieaufwendig und verbrauche viel fossile (endliche) Energie. Im Biolandbau wird stattdessen Kleegras angebaut. Der Klee schafft es zusammen mit Rhizobienbakterien, den Stickstoff aus der Luft zu binden und pflanzenverfügbar zu machen.

„Die Kuh produziert keinen Dung, sie wandelt lediglich die im Futter vorhandenen Nährstoffe um und macht sie pflanzenverfügbar.“

Daniel Hausmann, bio-veganer Landwirt

In der üblichen Biolandwirtschaft werde das Kleegras an Rinder verfüttert und mit deren Dung gedüngt. Im bio-veganen Landbau wird der Kleegrasaufschnitt entweder kompostiert oder in eine Biogasanlage gesteckt. „Das funktioniert quasi wie eine technische Kuh“, beschreibt Hausmann den Prozess. Was vielen nicht bewusst sei: „Die Kuh produziert keinen Dung, sie wandelt lediglich die im Futter vorhandenen Nährstoffe um und macht sie pflanzenverfügbar“, so Hausmann.

Ein Vorteil sei eindeutig die Klimafreundlichkeit: „Zwar haben wir im Ackerbau durchschnittlich nur die Hälfte der Erträge vom konventionellen Landbau. Dort wird aber über die Hälfte der Ernte an Tiere verfüttert. Diese wiederum stoßen Unmengen an klimaschädlichen Treibhausgasen aus“, sagt der Jungbauer. Nachteilig sei es hingegen für den Landwirt, dass langfristiger geplant werden müsse.

Wo gibt es bio-vegane Lebensmittel?


Am besten direkt vom biozyklisch-veganen Betrieb. Denn normale „Bio“-Label wie „Demeter“ schreiben ihren Landwirten sogar die Haltung von Nutztieren vor. Daniel Hausmann kann – wie so viele Landwirte – allerdings nur in seiner Region rund um Leipzig liefern. Biozyklisch-vegane Produkte aus Griechenland und Zypern, wo laut dem Förderkreis Biozyklisch-veganer Anbau schon rund 60 Betriebe so wirtschaften, gibt es teilweise bei HIT und in ein paar Naturkostläden in Nordrhein-Westfalen und Österreich. Außerdem werden Sie über einen Großhändler in Frankfurt/Main an einen Rewe-Center in Bad Nauheim sowie das Sunflower Gartencenter Frankfurt vertrieben. Biozyklisch-veganen Apfelsaft und Walnüsse sowie Äpfel kann man direkt bei Clemens Hund, einem biozyklisch-veganen Obstbauern, online bestellen. Bald wird es zudem einen rein biozyklisch-veganen Onlineshop geben, wo Speiseöle, Trockenfrüchte, Kräuter und Gewürze angeboten werden sollen. Griechisches Olivenöl gibt es bereits bei „direct & friendly“. Biozyklisch-vegane Betriebe, die das Siegel nicht nutzen, gibt es ebenfalls. Hierzu gehört die Genossenschaft „PlantAge“ aus Berlin, die Gärtnerei „Wildwuchs“ bei Hannover und „Bienenbüttel“ bei Lüneburg.

Diese Produkte sind meist mit dem biozyklisch-veganen Qualitätssiegel gekennzeichnet, welches eine Produktion ohne tierische Betriebsmittel und ohne die kommerzielle Nutzung und Schlachtung von Tieren garantiert. Dem Verbraucher ist es dadurch möglich, „vegan ab Feld“ zu erkennen.

Aber wie bei allem bestimmt auch hier mitunter die Nachfrage, ob künftig mehr Produkte mit Gütesiegel im Handel angeboten werden. „Auch normales „Bio“ hat sehr klein angefangen, dann aber mehrere Jahrzehnte gebaucht, um massentauglich zu werden“, sagt Hausmann. Auch Politik und Handel müssten mitspielen. Und es müssten mehr Landwirte umstellen. „Biovegane Landwirtschaft ist nicht schwieriger als normale Biolandwirtschaft. Sie bringt aber auch nicht mehr Geld. Deswegen macht es für nicht vegane Landwirte keinen Sinn, bio-vegane Landwirtschaft zu betreiben“, vermutet Hausmann. Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau nennt außerdem Angst vor Imageverlust und Ablehnung im Dorf sowie vor Mehrkosten durch Kontroll- und Zertifizierungsaufwand als Hindernis für die Umstellung.

Noch steckt die bio-vegane Landwirtschaft in Deutschland in den Kinderschuhen. Es lohnt sich aber, die wenigen vorhanden Angebote wahrzunehmen. Denn sie tragen zu einer veganen Zukunft bei.

Du kennst weitere Anbieter von bio-veganen Lebensmitteln? Dann informiere uns in einem Kommentar darüber!

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